Jean Paul Sartre - Philosophie im Cafe

Berühmt als der führende französische Intellektuelle der Pariser Cafehausszene, war er der Mitbegründer und Hauptvertreter des französischen Existenzialismus.

Am Bekanntesten ist zweifellos seine Liaison mit Simone de Beauvoir, die er während seiner Studienzeit im Alter von 25 Jahren kennen lernte und mit der er bis zu seinem Tod in einer außergewöhnlichen Beziehung verbunden blieb.


Sartre (1905 - 1980) begann sich bereits als junger Mann für Philosophie zu interessieren als er Henri Bergson’s Essay „Zeit und freier Wille“ las. Er studierte Philosophie an der École Normale Supérieure in Paris und wurde von den Ideen von Kant, Hegel, Kierkegaard, Husserl und Heidegger beeinflusst. In dieser Zeit lernte er auch Simone de Beauvoir kennen.
Nach seinem Militärdienst arbeitete er als Philosophielehrer an verschiedenen Gymnasien und hatte bereits im Jahr 1938 seinen literarischen Durchbruch mit dem Roman „Der Ekel“.


Während des 2. Weltkriegs wurde er als Wetterbeobachter eingesetzt. Im Jahr 1940 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er nach 9 Monaten aufgrund seiner Teilerblindung des rechten Auges wieder entlassen wurde. Er konnte seine Tätigkeit als Lehrer am Lycee Pasteur außerhalb von Paris wieder aufnehmen.


Zusammen mit anderen Intellektuellen gründete er eine Untergrundbewegung, die sich jedoch bald wieder auflöste. Sartre entschied sich für die Schriftstellerei und die aktive Resistance. Sein literarisches und philosophisches Werk ist sicherlich geprägt von seinen Kriegserfahrungen, obwohl dies keine Pauschalerklärung für seine Philosophie sein kann.


1943 erschien Sartres philosophisches Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“, das „Grundbuch“ des französischen Existenzialismus. Wie aus dem Wort bereits hervorgeht steht die „Existenz“ im Mittelpunkt dieser philosophischen Strömung. Sie greift vor allem Themen auf, welche zur unmittelbaren menschlichen Erfahrung gehören: Angst, Tod, Fremdheit, Handeln und Freiheit. Sartre betont vor allem die Freiheit des Menschen, welche die Voraussetzung des Handelns und des Seins selbst ist. Auch wenn wir zunächst in eine Welt ohne Sinn „geworfen“ werden, „entwerfen“ wir uns ständig neu. Der Mensch kann seinen eigenen Lebensentwurf schaffen und dadurch sein Dasein selbst gestalten und ihm Sinn verleihen. Doch wenn wir uns dieser Freiheit bewusst sind, haben wir auch die Verantwortung für unser Handeln und Tun.


Auch nach dem 2. Weltkrieg blieb Sartre ein politisch engagierter Aktivist, der offen den Marxismus vertrat. Er sprach sich gegen die Rolle Frankreichs in Algerien aus, traf Fidel Castro und Che Guevara und war ein entschiedener Gegner des Vietnamkriegs.
1964 erhielt er den Nobelpreis für Literatur, den er allerdings nicht annahm, weil für ihn die Literatur ein bürgerlicher Ersatz für reales Engagement in der Welt war.


Im Cafe de Fleur in Paris traf sich Sartre regelmäßig mit Simone de Beauvoir und Albert Camus


Im Cafe de Flore in Paris traf sich Sartre u.a. regelmäßig mit Simone de Beauvoir und Albert Camus


Ab dem Jahr 1970 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, er erblindete fast vollständig und war nicht mehr in der Lage zu schreiben. Dennoch hatte er gelegentliche Auftritte und Interviews in der Öffentlichkeit: er nahm z.B. 1979 an einer Pressekonferenz zugunsten der vietnamesischen Flüchtlinge (Boatpeople) teil. Jean-Paul Sartre starb im Alter von 74 Jahren und wurde am Friedhof von Montparnasse beerdigt. Dort teilt er das Grab mit seiner lebenslangen Gefährtin Simone de Beauvoir.


Zitate


Zum Abschluss einige Zitate von Sartre:


"Der Mensch ist nichts anderes als sein Entwurf. er existiert nur in dem Maße, als er sich entfaltet."


"... die Hölle, das sind die anderen."


"Antworten ist leichter als fragen."


"Der Eigensinn ist die Energie der Dummen."


"Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt."


"Der klassische Intellektuelle gefällt sich in seiner Rolle. Er sagt, da er nun einmal unglücklich sei, werde er das auch ausnützen. Und dann jammert er, wie traurig die Welt sei."


"Der sensible Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grunde, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Erde seine Sehnsucht stillen kann."


"Die Furcht ist ein Zustand, der den Menschen aufhebt."


"Die Jugend will, daß man ihr befiehlt, damit sie die Möglichkeit hat, nicht zu gehorchen."


"Fortschritt ist das Werk der Unzufriedenheit."


"Gespräche mit Männern langweilen mich furchtbar, weil sie immer in Fachsimpelei und geistige Turnübungen ausarten, während sich mit Frauen wunderbar locker über's Wetter, die Passanten und das Treiben auf der Straße plaudern läßt."


"Ich kann meine Freiheit nicht zum Ziel nehmen, wenn ich nicht zugleich die Freiheit der andern zum Ziel nehme."


von Brigitte Schmidt

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